
Seit Januar 2016 übernimmt die AGETHUR im Auftrag des Thüringer Gesundheitsministeriums die Koordinierung von Aktivitäten für Kinder aus psychisch belasteten Familien in Thüringen. Bundesweit geht man von ca. 3,8 Millionen Kindern aus, die mit mindestens einem psychisch kranken Elternteil zusammenleben. Das Risiko für diese Kinder, später selbst zu erkranken, ist drei- bis vierfach erhöht. Zudem kann die Entwicklung der betroffenen Kinder durch die Erkrankung ihrer Eltern beeinträchtigt werden. Sie leiden oft an Schuldgefühlen, Desorientierung oder Isolierung, zeigen schlechtere Schulleistungen und müssen in den Familien Erwachsenenrollen einnehmen, denen sie nicht gewachsen sind. Daher sind die Kinder eine wichtige Zielgruppe für Prävention und Gesundheitsförderung.
Die Ziele des Arbeitsbereichs KipFam bestehen in der Sensibilisierung, Vernetzung und Beratung zu diesem Thema. Zunächst wurde eine umfassende Bestandsaufnahme in Thüringer Kommunen vorgenommen um die Bedarfe sowie die Angebots- und Netzwerkstrukturen zur Bearbeitung des Themas vor Ort zu erfassen. Basierend auf den Ergebnissen sollen Thüringer Kommunen nun beim Auf- oder Ausbau lokaler Vernetzungsformate unterstützt werden. Je nach Bedarf und unter Zusammenarbeit mit Expert:innen, Maßnahmenträger:innen und bereits bestehenden lokalen Strukturen können Kommunen dabei begleitet werden, passende Angebote oder Formate zu entwickeln z.B. psychoedukative Maßnahmen für die Zielgruppe oder Fallkonferenzen für Akteure aus den Hilfssystemen. Der Arbeitsbereich richtet regelmäßig den Runden Tisch „Kinder aus psychisch belasteten Familien in Thüringen“ aus, in dem sich Fachkräfte aus Thüringen vernetzen, austauschen und an konkreten Themen und Fragestellungen arbeiten. Des Weiteren können im Rahmen von Fachveranstaltungen und Fortbildungen die Fachkräfte in den Kommunen für die Lage der Kinder sensibilisiert werden.
2023 startete die Fortbildungsreihe „Wenn Kinder schnell erwachsen werden – Aufwachsen in Familien mit psychischen Erkrankungen“. Ziel der Veranstaltungsreihe ist es, Fachkräfte und Multiplikator:innen bei der Etablierung von Strukturen und Angeboten für betroffene Familien zu unterstützen. Halten Sie sich über unseren Veranstaltungskalender hinsichtlich zukünftiger Fortbildungen auf dem Laufenden.

Der Runde Tisch „Kinder aus psychisch belasteten Familien in Thüringen“ erstellte in Kooperation mit dem Runden Tisch „Kinder aus suchtbelasteten Familien“ (Thüringer Fachstelle Suchtprävention) die Broschüre „KOMPASS – Hilfen für Kinder aus sucht- und / oder psychisch belasteten Familien in Thüringen“. Diese unterstützt Fachkräfte und Multiplikator:innen, im Erkennen von betroffenen Kindern und gibt Empfehlungen, wie sie helfen können. Weiter zeigt sie Erfahrungen in der praktischen Arbeit mit den Kindern sowie deren Familien auf und gibt einen Überblick über regionale und überregionale Ansprechpartner:innen rund um das Thema. Die Broschüre wurde 2023 überarbeitet und ist in der 5. Auflage kostenlos als PDF-Download und Printvariante verfügbar. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Homepage im Medienverzeichnis. Hier können sie die Broschüre auch herunterladen.
Bei Interesse rund um das Thema nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf. Ansprechpartnerin ist Lena Schmehl.